Meine sehr geehrten Damen und Herren,
Kontroverse um die Abiturlektüre
Das Buch „Tauben im Gras“ von Wolfgang Koeppen ist im kommenden Jahr und bis auf weiteres Abi-Stoff in den beruflichen Gymnasien. Um das 1951 geschriebene Buch rankt sich eine heftige Kontroverse, da an zahlreichen Stellen das „N-Wort“ vorkommt. Von vielen wird es als belastend empfunden, eine solche Sprache zu lesen. Die Sorge ist, dass mit der Lektüre von Begriffen diese selbst in Gebrauch kommen.
Rassistischen Vorstellungen müssen wir in der Schule wie in der Gesellschaft sehr entschieden entgegentreten! Das heißt aber auch, wir müssen über diese sprechen. Das Buch von Koeppen zwingt dazu, denn es schildert den Rassismus der Nachkriegszeit. Ohne die Verwendung zeittypischer Sprache ist das in einem Roman nicht authentisch möglich. Es ist gut, wenn darüber diskutiert wird, ob es hier eine Grenze gibt bzw. wie das auf Schülerinnen und Schüler wirken kann. Klar ist aber auch, dass wir über dunkle Kapitel der Geschichte – wie auch der Gegenwart – nicht sprechen können, ohne die Begriffe zu nennen, die mit den Phänomenen verbunden sind. Abiturienten im Jahr 2024 sollten dies verstehen und reflektieren können.
Ich gestehe, dass ich „Tauben im Gras“ (noch) nicht gelesen habe und diese Lücke über die Osterfeiertage erst schließen muss. Ich hoffe sehr, es ist in rein literarischer Hinsicht die Aufregung wert …
Bildungspolitische Veranstaltung des CDU-Kreisverbands
Bildung bewegt alle – wir müssen aber auch Bewegung in die Bildungspolitik bringen. Auf Einladung des CDU-Kreisverbands diskutierte ich zusammen mit dem Staatssekretär im Kultusministerium, Volker Schebesta, und meinem Wahlkreisnachbarn Tobias Wald mit interessierten Mitgliedern des CDU-Kreisverbandes und vielen Schulleiterinnen und Schulleitern aus beiden Wahlkreisen. Im offenen Austausch konnten gute Lösungsansätze und Ideen gesammelt und mitgenommen werden.
Lehrermangel
Der Lehrermangel ist ein Haupthindernis für die Schulentwicklung, die wir wollen. Deshalb wollen wir die notwendigen Maßnahmen in den Blick nehmen, um eine ausreichende Lehrerversorgung im Land zu erreichen, was unser Anspruch von Normalität ist. Ich bin froh, dass das Kultusministerium jetzt ein Programm vorgelegt hat, um zu reagieren. Die Maßnahmen gliedern sich in drei Säulen: Erweiterung der Personalbasis, Maßnahmen mit Bezug auf vorhandene Lehrkräfte und gezielte Entlastungen und Unterstützung. So wird die Perspektive für Lehrkräfte verbessert, die ihre Lehrbefähigung im Ausland erworben haben, es werden auch die Freistellungen für Leitungen ausgeweitet, um den besonderen Anforderungen Genüge zu tragen. Öffentlich diskutiert wird vor allem die Einschränkung der Teilzeit aus „sonstigen Gründen“. Wer selbst krank ist, sich um die eigenen Kinder kümmert oder Angehörige pflegt, darf nach wie vor auch in „unterhälftige“ Teilzeit gehen. Liegen solche Gründe nicht vor, soll mindestens zu 75 Prozent gearbeitet werden.
Klar ist, dass der Lehrerberuf sehr viel fordernder und anstrengender geworden ist, als wir alle das aus unserer Schulzeit in Erinnerung haben. Viele Aufgaben sind hinzugekommen, die Schülerschaft hat sich verändert und auch Eltern treten heute bisweilen herausfordernd auf. Ich meine dennoch, eine Untergrenze bei der Teilzeit ist in der aktuell schwierigen Situation nicht unzumutbar – und jedenfalls weit besser als die Erhöhung von Klassenteilern oder die Schließung von Grundschulen in Ortsteilen. Umfassende Informationen finden Sie hier.
G8/G9
Derzeit läuft eine Petition zur Rückkehr zu G9, die große Beachtung findet und uns zwingt, eine Entscheidung zu treffen. Eigentlich hatten wir uns gemeinsam mit dem Koalitionspartner für diese Legislatur vorgenommen, keine Schulstrukturdebatte zu führen. Und das nicht zugunsten eines billigen Burgfriedens, sondern durchaus mit gutem Grund: Tatsächlich gibt es derzeit in der Bildungspolitik mehrere Baustellen zugleich, unter denen die Konsolidierung aller Schularten nicht die kleinste ist.
Aber zunächst zur Ausgangssituation: Rund 45 % der Grundschüler wechseln inzwischen nach Klasse 4 auf das Gymnasium. Daraus folgt zwangsläufig, dass auch am Gymnasium die Heterogenität der Schülerschaft über die Jahre zugenommen hat. Mit einem differenzierten Angebot und damit einer Wahlmöglichkeit zwischen einem acht- und neunjährigen gymnasialen Bildungsgang könnten wir den unterschiedlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten der Schülerinnen und Schüler besser gerecht werden. Denkbar erschiene eine Dehnung der Mittelstufe, sodass entweder sechs oder sieben Schuljahre am Ende in eine gemeinsame Kursstufe münden.
Eine flächendeckende Einführung, zumal ausgehend vom laufenden Schulversuch mit 43 G9-Gymnasien, darf jedoch nicht isoliert betrachtet werden. Denn G9 würde wohl kaum an zu wenig Interessenten scheitern. Ohne Steuerung der Schülerströme und ohne neue Überlegungen zur Regelung des Übergangs auf die weiterführende Schule (Stichwort Grundschulempfehlung oder Aufnahmetests) wird es nicht gehen! Sonst nehmen andere Schularten Schaden und steht am Ende – zugespitzt gesagt – das G in G9 nicht mehr für Gymnasium, sondern für „Gesamtschule“.
Wir müssen klarmachen: G8 und G9 sind zunächst einmal Schlagwörter, mit denen jeder etwas anderes verbindet. Es braucht aus meiner Sicht mehr als eine einfache Ja/Nein-Entscheidung. Es braucht die bildungspolitische Debatte. Und diese muss gründlich geführt sein.
Hauptversammlung der CDU Durmersheim
Bei der Hauptversammlung der CDU Durmersheim endete eine Ära, Joachim Koliwer kandidierte nach vielen Jahren an der Spitze des Ortsverbands nicht mehr für den Vorsitz. Als Abgeordneter war es mir wichtig, Joachim für seine Arbeit für die CDU zu danken. Dem neuen Vorstand um Herbert Kölmel-Voigt wünsche ich viel Erfolg und freue mich auf die gemeinsame Arbeit.
STADT Gespräch des Städtetags – Frühkindliche Bildung
Nur Betreuungseinrichtungen sind unsere Kitas schon lange nicht mehr. Dort verbinden sich frühkindliche Bildung, die Anlage wichtiger Vorläuferfähigkeiten, Persönlichkeitsbildung mit dem Betreuungsbedarf, den die notwendige Berufstätigkeit und die gewachsene Mobilität junger Familie erzeugen. Bildung, Betreuung und Erziehung (BiBEr) sind nicht voneinander zu trennen.
Der IQB-Bildungstrend und die VERA-3-Ergebnisse zeigen, dass die Förderung der Vorläuferfähigkeiten (elementare Kompetenzen) essenziell ist. Bildung in der Kita ist also absolut unverzichtbar, auch wenn vor Ort der Schuh oft bei den Betreuungskapazitäten drückt. Wir müssen – neben einer ausreichenden Zahl an Plätzen – v. a. auch die Qualität der Bildung in Kitas sicherstellen. Nichts ist mit Blick auf die Kinder und ihre Chancen im Leben wichtiger als das!
Hier engagiert sich das Land. Zum Beispiel bei den Sprach-Kitas. Das hochgelobte und sehr gut angenommene Programm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ wird vom Bund seit diesem Jahr nicht weiter finanziert. Das Land Baden-Württemberg führt das Programm mit Mitteln aus dem KiTa-Qualitätsgesetz über das vorrangige Handlungsfeld „Sprachliche Bildung“ fort. Damit kann das Programm über die gesamte Laufzeit des Doppelhaushalts 2023/24 weiterlaufen.
Wichtig ist, dem Fachkräftebedarf weiter zu begegnen. Er ist mit dem Betreuungsanspruch insbesondere bei U3-Kindern in den letzten zehn Jahren auf das Doppelte gestiegen.
Um noch mehr Menschen für das Berufsfeld zu begeistern, müssen die Arbeitsbedingungen vor Ort stimmen. Nur dann ist der Beruf attraktiv genug – auch um das bisherige Personal zu halten! Es geht also um innovative Konzepte zur Angebotsgestaltung und Qualitätssicherung. Denn: Laut einer Studie aus dem Jahr 2018 verließ jede vierte Fachkraft perspektivisch das Arbeitsfeld wieder.
Um diese Ziele umzusetzen, sind die Kommunen im Land der unverzichtbare Partner der Landespolitik. Beim „STADT Gespräch“ bringt der Städtetag kommunale Vertreter mit Landtagsabgeordneten zusammen, um Lösungen für diese wichtigen Aufgaben zu finden. Es war ein interessanter und fruchtbarer Austausch.
Code Kids – Digitalisierung der Bildung
Gedanken STARK
Resilienz ist eines der Stichworte, die während der Pandemie stark in den Fokus gerückt sind und die wir künftig stärker im Auge behalten wollen. Leidvoll haben Kinder und Eltern erfahren müssen, dass durch überlange Schulschließungen nicht nur Lerndefizite entstanden sind, sondern v. a. der sozial-emotionale Bereich gelitten hat.
Die noch junge Firma „Gedanken STARK“ in Gaggenau wurde von Sophia Mühlhäuser und Katharina Kist unmittelbar vor der Pandemie gegründet. Sie bietet Sozialkompetenztrainings, Mobbingprävention, Coachings und Fortbildungen für alle Altersgruppen, v. a. auch für Kindergärten und Schulen an. Sie unterstützt Einrichtungen und Familien dabei, einen besseren Umgang mit Herausforderungen und Konflikten zu erreichen.
Über ihre Herangehensweise und Philosophie habe ich gemeinsam mit meinem Kollegen Tobias Wald mit den beiden Gründerinnen gesprochen. Ein sehr wertvolles Angebot in unserer Region, das wir gerne noch bekannter machen wollen!
Gespräch mit dem Pflegebündnis Mittelbaden
Zusammen waren Tobias Wald und ich auch zu Gast bei Peter Koch und dem Pflegebündnis Mittelbaden. Wir stehen in engem Austausch, insbesondere auch zu einem landespolitischen Thema, das die Beschäftigten in der Pflege bewegt: die Einrichtung einer Pflegekammer. Sie soll die Sichtbarkeit der Pflege erhöhen und die berufsständische Interessenvertretung verbessern. Uns ist wichtig, dass künftig auch die Menschen über Standards und über Regelungen mitentscheiden, die deren Umsetzung im Alltag kennen.